Gabriela erstarrte. Sie durchsuchte das ganze Zimmer, räumte den Schrank aus, überprüfte sogar die alte Matratze und die Kisten im Abstellraum… nichts.
Ihr Erspartes — all die Scheine, die sie Jahr für Jahr zusammengespart hatte, jedes einzelne Leu, Jahre voller Arbeit und Demütigung — waren verschwunden.
Sie wusste sofort: Nicu.
Sie wartete bis zur Nacht.
Als er betrunken und grinsend nach Hause kam, fragte sie ihn direkt:
— Hast du das Geld genommen?
Nicu lachte:
— Welches Geld, Gaițo? Träumst du?
— Das Geld für mein Haus.
Fünf Jahre habe ich es zusammengespart.
Fünf Jahre, in denen du nichts getan hast.
Sein Blick veränderte sich schlagartig — kalt und scharf.
— Hast du heimlich Geld zurückgelegt?
Aha, also darum geht’s!
— Das ist mein Geld, Nicu!
Du hast meine Zukunft zerstört!
Ist dir nicht peinlich?
Er hob die Hand, doch stoppte.
Gabriela ging schon zur Tür hinaus, nur eine Tasche in der Hand und heiße Tränen in den Augen.
Sie ging weg.
Am Anfang schlief sie bei einer Kollegin.
Dann fand sie Arbeit in einem kleinen Dorf, wo sie einen alten kranken Herrn pflegte, Herrn Iordan.
Ein ehemaliger Lehrer, zurückgezogen, allein, mit einem alten aber sauberen Haus, der Gesellschaft und Pflege brauchte.
Gabriela blieb dort jahrelang.
Sie kochte für ihn, wusch ihn, las ihm abends vor.
Und er hörte ihr zu.
Zum ersten Mal hörte jemand wirklich zu.
Obwohl er nicht viel sagte, sagte der alte Mann immer:
— Du hast ein gutes Herz, Gabriela.
Eines Tages wird jemand sehen, wie viel du wert bist.
Eines Winters starb Herr Iordan im Schlaf.
Gabriela weinte ehrlich.
Sie fühlte ihn wie einen Vater, den sie nie gehabt hatte.
Sie organisierte alles: Beerdigung, Saubermachen, Kosten.
Zwei Wochen später kam ein Anwalt ins Dorf.
Er suchte eine gewisse Gabriela Marinescu.
Als er sie fand, übergab er ihr einen dicken Umschlag.
Das Testament.
Herr Iordan hatte ihr das ganze Haus, ein Stück Land… und ein Bankkonto mit einer Summe hinterlassen, die ihr den Atem raubte.
Einige zehntausend Euro.
Gabriela stand auf der Schwelle ihres neuen Hauses, blickte in die Morgensonne, den warmen Tee in den Händen.
Sie erinnerte sich an den Zug, das Waisenhaus, die streunende Katze, die Schläge im Schrank, Nicus Lächeln… und sie lächelte.
— Schäme dich, Nicu, dass du einen Schatz verloren hast, flüsterte sie sanft.
Das Leben hatte sie oft getroffen.
Aber am Ende… lernte sie, dass Geduld, Güte und Schweigen belohnt werden.
Und zum ersten Mal im Leben… fühlte sie sich zu Hause.
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