Solange Deb sich erinnern konnte, träumte sie davon, Griechenland zu besuchen.
Sie stellte sich vor, wie sie durch die antiken Ruinen von Athen spazierte und den Sonnenuntergang über den weißgetünchten Klippen von Santorini betrachtete, das goldene Licht, das sich auf dem Ägäischen Meer spiegelte.
Es war ihre Flucht, die Belohnung, die sie sich nach Jahren harter Arbeit vorstellte.
Aber ihr Mann, Dan, fand immer einen Weg, ihren Traum hinauszuzögern.
„Nächstes Jahr, Deb“, sagte er immer.
„Lass uns zuerst die Dinge in Ordnung bringen.“
Anfangs glaubte sie ihm.
Sie hatten immer darüber gesprochen, gemeinsam dorthin zu reisen.
Doch die Jahre vergingen, und die Ausreden wurden häufiger.
Die endlosen Anforderungen des Lebens – Dans Schulden, Hausreparaturen, Arbeitsstress – hielten den Traum in der Ferne.
Entschlossen nahm Deb die Sache selbst in die Hand.
Sie arbeitete zusätzlich als Privatköchin und nahm Nebenjobs an, um maßgeschneiderte Desserts zu machen, und sparte jeden Cent, den sie konnte.
Dan hinterfragte ihre Arbeitsmoral, doch sie gab immer dieselbe Antwort: „Ich spare für Griechenland.“
Aber jedes Mal, wenn sie es ansprach, wischte Dan es beiseite.
„Wir können es uns nicht leisten, Urlaub zu machen“, oder „Das Haus braucht im Moment mehr Aufmerksamkeit.“
Er schien nie ihre Begeisterung zu teilen, doch sie hoffte immer, dass er es sich anders überlegen würde.
Als Deb in ihren Sechzigern war, hatte sie genug gespart, dass sie beide hätten reisen können.
Und nicht nur für eine bescheidene Reise – sie hatte genug für einen Luxusurlaub gespart: Business-Class-Flüge, Fünf-Sterne-Hotels, das volle Programm.
Doch als sie Dan die Idee bei einem eigens zubereiteten Abendessen vorstellte, schaute er kaum von seinem Handy auf.
„Griechenland? In deinem Alter?“ höhnte er, und seine Worte trafen sie hart.
Deb erstarrte.
„Was soll das bedeuten?“
Dan lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf mit einem herablassenden Lächeln.
„Du bist jetzt zu alt dafür.
Was willst du dort machen, in diesem albernen Badeanzug herumstolzieren, den du gekauft hast?
Niemand will das sehen, Deb.“
Seine Worte trafen sie tief.
Sie hatte auf ihn gewartet, jahrelang Opfer gebracht, ihren Traum zurückgestellt, weil sie dachte, dass sie das gemeinsam tun würden.
Aber es war jetzt klar – Dan hatte sich nie um Griechenland oder ihren Traum gekümmert.
„Ich fahre nach Griechenland“, sagte sie fest.
Dan lachte spöttisch.
„Ja, sicher.“
Am nächsten Morgen, als Dan außer Haus war, buchte Deb die Reise – zwei Wochen Griechenland, Abflug am nächsten Tag.
Kein Warten mehr, kein Bitten um Erlaubnis.
Sie packte ihre Koffer und ließ einen Zettel auf der Theke liegen:
Dan, du hast recht.
Ich bin zu alt – zu alt, um weiter auf jemanden zu warten, der sich nicht um mein Glück kümmert.
Genieß deinen Angelausflug; du wirst ihn selbst bezahlen müssen.
Als sie in Athen aus dem Flugzeug stieg, veränderte sich etwas in ihr.
Die Luft fühlte sich leichter, freier an.
Zum ersten Mal seit Jahren wartete sie nicht mehr auf jemand anderen.
Sie erkundete die antiken Ruinen, von denen sie immer geträumt hatte, spazierte entlang der Klippen von Santorini und trug den Badeanzug, den sie zu kaufen gezögert hatte.
Und in diesem Moment fühlte sie sich schön und lebendig, ohne sich um die Meinung anderer zu kümmern.
Und dann geschah etwas Unerwartetes.
Eines Abends, als sie in einem Café in Santorini saß, traf sie Michael, einen freundlichen Mann mit einem warmen Lächeln.
Sie begannen zu reden, was zu einem Abendessen führte, und bevor sie sich versah, verbrachten sie den Rest ihrer Reise gemeinsam – erkundeten, lachten und verbanden sich auf eine Weise, die sie daran erinnerte, was sie so lange vermisst hatte.
Michael sah sie so, wie sie wirklich war, nicht als jemanden, der „zu alt“ war, sondern als eine lebendige Frau mit Lebenslust.
Griechenland war alles, wovon Deb geträumt hatte – und noch mehr.
Als sie nach Hause kam, stellte sie fest, dass Dan gegangen war.
Er hatte seine Sachen gepackt und war zu seinem Bruder gezogen, und hatte nur einen kurzen Zettel hinterlassen.
Aber anstatt sich verlassen oder gebrochen zu fühlen, verspürte Deb ein tiefes Gefühl der Erleichterung.
Sie war frei.
Nun, einige Monate später, ist Deb immer noch in Kontakt mit Michael und freut sich auf das, was die Zukunft bringen könnte.
Sie hat endlich das Leben angenommen, das sie verdient – ein Leben voller Abenteuer, Glück und Menschen, die sich wirklich um sie kümmern.
Was hättest du an Debs Stelle getan?