Nach Monaten ununterbrochener Arbeit, dem Jonglieren mit Deadlines und persönlichen Verpflichtungen und dem Gefühl, nur noch im Autopilot-Modus zu funktionieren, entschied ich, dass ich eine Pause brauchte.
Nur ein einziger Tag, um alles zu vergessen und absolut nichts zu tun.
Ich hatte den perfekten Plan: eine Solo-Reise an den Strand.
Es war ein Samstagmorgen, das Wetter war perfekt, und ich hatte den ganzen Tag für mich allein.
Ich packte eine Strandtasche mit Sonnencreme, einem Handtuch, einem guten Buch und einer Flasche Wasser und machte mich auf den Weg.
Kaum angekommen, spürte ich eine Welle der Erleichterung.
Das Rauschen des Ozeans, die Wärme der Sonne, der Duft von Salz in der Luft – es war genau das, was ich brauchte.
Ich breitete mein Handtuch in der Nähe des Wassers aus, streifte meine Sandalen ab und ließ mich in den Sand sinken.
Zum ersten Mal seit Langem fühlte ich mich frei.
Keine E-Mails, keine Anrufe, keine Meetings.
Nur ich und das weite, endlose Meer.
Stundenlang lag ich in der Sonne, las ein paar Kapitel meines Buches und ließ meine Gedanken schweifen.
Alles schien perfekt.
Doch dann, nach ein paar Stunden, begann das Gefühl langsam zu verblassen.
Zuerst kaum merklich.
Ich beobachtete die Menschen um mich herum – lachende Familien, Händchen haltende Paare, Freundesgruppen, die ihre Zeit genossen.
Alle wirkten so zufrieden, so unbeschwert.
Und dann war da noch ich.
Allein sitzend.
Ich versuchte, das Gefühl abzuschütteln.
Es sollte doch keine Rolle spielen, oder?
Ich war hier, um mich zu entspannen, um neue Energie zu tanken.
Aber je länger ich dort saß, desto mehr schlich sich ein Gedanke in meinen Kopf: War das alles?
Ich hatte so viel Zeit meines Lebens damit verbracht, dem nächsten großen Ziel hinterherzujagen – mehr Arbeit, mehr Verantwortung, mehr Erfolge.
Ich hatte mich selbst überzeugt, dass genau das mich glücklich machen würde.
Ich dachte, wenn ich nur weiter kämpfte, weiter nach Erfolg strebte, würde sich irgendwann alles fügen.
Aber während ich dort am Strand saß, nichts weiter tat als nachzudenken, wurde mir klar, wie sehr ich die einfachen Freuden des Lebens vernachlässigt hatte.
Sicher, ich hatte alles, was ich mir gewünscht hatte – einen sicheren Job, eine geregelte Routine, ein stabiles Einkommen.
Doch zu welchem Preis?
Ich hatte keine tiefen Freundschaften außerhalb der Arbeit, keine Hobbys, für die ich brannte, und kein wirkliches Gefühl von Sinn außerhalb des ständigen Strebens.
Mit den Stunden wuchs das Gewicht meiner Entscheidungen.
Die Entscheidungen, die mich hierher geführt hatten – an einen wunderschönen Strand mit perfektem Wetter, und doch fühlte ich mich unerfüllt.
Ich war so sehr auf die Zukunft fixiert gewesen, dass ich mir nie wirklich die Zeit genommen hatte, den gegenwärtigen Moment zu schätzen.
Und nun saß ich hier, allein mit meinen Gedanken, und fragte mich, ob ich die richtigen Entscheidungen im Leben getroffen hatte.
Ich beobachtete die Wellen, wie sie kamen und gingen, und dachte über die Menschen um mich herum nach – darüber, wie sie es anscheinend verstanden hatten.
Sie lebten im Moment, genossen ihre Zeit, ohne sich Sorgen zu machen.
Währenddessen war ich in meinem eigenen Kopf gefangen und bereute, wie viel ich für die Arbeit, für Stabilität, für Dinge geopfert hatte, die mir am Ende kein echtes Glück brachten.
Das war der Moment meines Erwachens.
Ich erkannte, dass ich die falschen Prioritäten gesetzt hatte.
Ich hatte Jahre damit verbracht, meine Karriere aufzubauen, aufzusteigen und Ziele zu verfolgen, ohne jemals zu hinterfragen, ob es die richtigen Ziele für mich waren.
Ich hatte das vernachlässigt, was wirklich zählte – meine Gesundheit, meine persönlichen Beziehungen und vor allem mein eigenes Glück.
Der Tag sollte nicht von Reue geprägt sein, aber genau das wurde er.
Ich bereute, mir nicht früher mehr Zeit für mich selbst genommen zu haben.
Ich bereute, dass ich den Druck der Arbeit mein Leben bestimmen ließ.
Ich bereute, zu glauben, dass Erfolg die Antwort auf alles sei, während ich in Wahrheit nur Balance brauchte.
Als die Sonne unterging und den Himmel in Rosa- und Orangetöne tauchte, packte ich meine Sachen und ging zurück zu meinem Auto.
Ich fühlte eine gewisse Klarheit, aber auch Traurigkeit.
Ich hatte noch so viel zu lernen, so viel zu ändern.
Und da wurde mir klar – ein freier Tag zum Entspannen reichte nicht aus.
Es ging nicht nur darum, für einen Tag zu entkommen, sondern darum, echte, dauerhafte Veränderungen in meinem Leben vorzunehmen.
Auf dem Heimweg machte ich mir gedanklich eine Liste mit Dingen, die ich tun musste: alte Freunde wiedersehen, neue Hobbys entdecken, Wochenenden freihalten und vor allem aufhören, das Leben wie eine endlose To-do-Liste zu behandeln.
Ich musste mir ins Gedächtnis rufen, dass der Weg genauso wichtig war wie das Ziel.
Ich habe es immer noch nicht ganz herausgefunden.
Es gibt Tage, an denen ich mich wieder im Alltagstrott verliere, aber jetzt habe ich die Erinnerung an den Strand, die mich daran erinnert, dass ich mehr bin als nur meine Arbeit.
Ich lerne noch, wie ich langsamer mache, die kleinen Momente genieße und mein eigenes Wohlbefinden an erste Stelle setze.
Dieser Tag am Strand war nicht nur ein freier Tag – er war der Beginn einer dringend nötigen Veränderung.